Dienstag, 26. Juni 2007

So kurz davor

Jeder kennt den Spruch: "Nie wieder Alkohol!" und die beschwörenden Worte an die Freunde "Bitte erinnere mich, wenn ich wieder was trinken will an dieses Gefühl!" , hat es entweder selbst gesagt , gedacht oder 100x von Freunden gehört. Man sagt das so dahin, aber wirklich meinen tuts keiner.

Der letzte Partybesuch gab mir Anlass mich mal intensiver mit dem Thema Alkoholgenuss zu beschäftigen.
Zunächst ein paar statistische Erhebungen zu denen man wohl "prost" sagen kann.

In Deutschland konsumierten im Jahr 2003 durchschnittlich jeder Person 8 ab 15 Jahren) die folgenden Mengen an Alkohol:
117,5 Liter Bier
19,8 Liter Wein
3,8 Liter Schaumwein
5,9 Liter Spirituosen
Das sind ja schon ein paar Schlucke!

Der Genuss von Alkohol, egal in welcher Form er dargereicht wird, ob im Bier- oder Schnapsglas, wirkt sich schon in geringen Mengen auf das Gehirn aus.
Bis der Alkohol über den Magen und die Blutbahn im Gehirn ankommt, dauert es etwa zwei Minuten. Er verteilt sich überall und beeinflusst fast alle Transmittersysteme gleichzeitig. Die Alkoholmoleküle binden sich an viele verschiedene Rezeptoren und verändern die Impulsübertragung zwischen den Nervenzellen. Im Gehirn gibt es aktivierende und hemmende Regulationssysteme. Alkohol verzerrt das natürliche Gleichgewicht von Aktivität und Dämpfung im Gehirn zugunsten der Dämpfung. Je mehr Alkohol in den Körper gelangt, desto stärker wirkt sich diese Dämpfung aus. Alle Gehirnleistungen nehmen kontinuierlich ab.Das eine Transmittersystem, das unter Einfluss gerät, ist das Glutamat-System. Es ist für die Aktivität im Gehirn zuständig. Binden sich Alkoholmoleküle an Glutamatrezeptoren, wird diese Aktivität gebremst. Die Nervenimpulse nehmen ab.Das zweite Transmittersystem, das durch Alkohol beeinflusst wird, ist das GABA-System. GABA-Moleküle dämpfen die Gehirnaktivität. Docken Alkoholmoleküle an den GABA-Rezeptoren an, nimmt diese Dämpfung noch zu.
zusätzlich setzt Alkohol unter anderem jene Botenstoffe verstärkt frei, die zum Belohnungssystem gehören – vor allem Dopamin, Serotonin und Endorphine. Die Ausschüttung der Botenstoffe im Belohnungssystem wird irgendwann gehemmt – so wie alle Gehirnaktivitäten mit zunehmender Alkoholmenge.

Als Fazit kann man schließen: Alkohol macht erst glücklich und dann dumm.

Das sind also die biologischen Abläufe, die sich uns nach außen ganz anders präsentieren und die sind allgemein akzeptiert und amüsant. Man verliert die linguale Fähigkeit sich zu Artikulieren (für ärztefans auch atizukulieren) , auch als Lallen bekannt, was einen allerdings nicht daran hindert ungehemmt drauflos zu quatschen. es treten auch motorische Störungen auf, man ist generell unkoordiniert in seinen Bewegungen und torkelt. Das Gehirn steht so sehr unter dem Einfluss des Alkohols, dass es fast jegliche Kontrolle verliert. Der Einfluss ist so stark, dass sogar eine Amnesie eintreten kann. Die meisten hatten zu minderst schon mal eine in ihrem Leben gehabt, man nennt sie dann nur "blackout" oder "Filmriss".

Alkohol und der dazugehörige Rausch sind in Deutschland gesellschaftlich anerkannt und erfreut sich großer Popularität. Die Auswirkungen sind unterhaltsam und lustig, die Absurdität die dahintersteckt fällt kaum einen auf. Artikulationprobleme und motorische Störungen wirken neutral betrachtet eher wie das Krankheitsbild eines geistig Behinderten, doch über die lacht keiner.

Die Vorstellung mein Gehirn derart zu vergiften erscheint mir nicht nur abartig sondern auch beängstigend. Ich war so kurz davor nie wieder Alkohol zu trinken.

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